Was ich an dem Film mag:
Regisseur Andreas Dresen versteht es, aus Darstellern echte Menschen zu machen – und in diesem Fall gibt es sie ja sogar in echt. Sowohl Meltem Kaptan als Rabiye Kurnaz als auch Alexander Scheer als ihr Anwalt Berhard Docke haben mich immer wieder durch ihr herausragendes Spiel beeindruckt, es macht Spaß und es tut fast weh, ihnen im Kampf gegen Behörden und Institutionen zuzusehen. Auch wenn der/die eine spricht steht der/die andere nie einfach nur nebendran sondern bietet auch ohne zu sprechen gleiche Ausdrucksstärke in der Szene.
Im Film stoßen zwei Menschen durch eine Sachlage aufeinander, die im „echten“ Leben wohl nie näher miteinander zu tun gehabt hätten. Doch durch gemeinsame Rückschläge, gemeinsame Erfolge und gegenseitige Anteilnahme wachsen sie zu einem Team zusammen, ohne dabei sich selbst zu verraten. Keiner verbiegt sich und doch schätzt jeder schließlich die Stärken des Anderen. Die Tragik des „Fall Murat Kurnaz“ mit all seinen Wirrungen und Verfehlungen wird im Film nicht ausgelassen, gerade in der ersten Hälfte erwärmt jedoch das „Team Kurnaz/Docke“ mit einigen Szenen das Zuschauerherz und lässt einen schmunzeln. Andreas Dresen ist die Gratwanderung gelungen, aus einem überbordenden Thema mit vielen Fallen (klischeehafte Darstellung der Migrationsthematik, kitschiges Ende, zu wenig oder zu viel juristische Details, zu bemühte Filmdramatik, weinerliche Geigenuntermalung) einen ruhigen, starken Film zu machen, der einem Menschen näher bringt, die über sich selbst hinausgewachsen sind im Kampf um eine ihnen wertvolle Sache.
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Gundermann
Der Film passt zu folgenden Kategorien:
- regt zum Nachdenken an
- Teilweise traurig aber gut
- Wieder was gelernt!
- Nix für schwache Nerven!
- Große Schauspielkunst!